Nierenerkrankungen als wichtiges/unterschätztes Gesundheitsproblem Akute und chronische Nierenerkrankungen haben weltweit eine zunehmende medizinische und gesundheitsökonomische Relevanz. Allein in Deutschland benötigen ca. 75.000 Patienten eine dauerhafte Nierenersatztherapie in Form der Dialyse oder eine Nierentransplantation. Darüber hinaus leiden vermutlich fast 10 Millionen Menschen in Deutschland an einem früheren Stadium einer Nierenerkrankung. Diese Zahlen werden aufgrund des zunehmenden Lebensalters und der zunehmenden Häufigkeit des Diabetes mellitus in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Trotz der erheblichen Bedeutung von Nierenerkrankungen sind die Grundlagen ihrer Entstehung und ihrer Progression bislang nur unzureichend untersucht. Die Gründe dafür sind vielschichtig. So sind die Auswirkungen chronischer Nierenerkrankungen auf die Gesamtmorbidität und -mortalität erst in den letzten Jahren zunehmend erkannt worden, nachdem man lange davon ausgegangen war, dass eine Nierenfunktionseinschränkung erst dann Konsequenzen hat, wenn sie sehr weit fortgeschritten ist. Der häufig langjährige Verlauf von Nierenerkrankungen erschwert außerdem Therapiestudien. Zielsetzung des SFB 423 Angesichts der Bedeutung von Nierenerkrankungen und der unzureichenden Kenntnisse über deren Grundlagen wurde 1999 auf Initiative von Herrn Prof. R. B. Sterzel der SFB 423 „Nierenschäden: Pathogenese und Regenerative Mechanismen“ an der Universität Erlangen-Nürnberg gegründet. Für den SFB 423 sind folgende inhaltliche und strukturelle Aspekte (auch in der gerade bewilligten 4. Förderperiode 2008-2010) von zentraler Bedeutung:
• Zusammenführung der Expertise von speziell an Fragestellungen der Niere interessierten Forschern.
• Interdisziplinäre Bearbeitung von nephrologischen Fragestellungen durch Einbindung verschiedener Fachgebiete.
• Enge und fortlaufende Interaktion zwischen klinischen Forschern und Grundlagenforschern.
• Verbindung von Molekular- und Zellbiologie, tierexperimentellen Untersuchungen und patientennaher Forschung.
• Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der nephrologischen Forschung, sowie von klinischem/medizinischem Nachwuchs, durch partielle Freistellungen
Interdisziplinäre Zusammenarbeit Im SFB 423 sind Wissenschaftler aus acht Kliniken und Instituten an der Universität Erlangen-Nürnberg beteiligt. Dazu gehören die Medizinische Klinik 4 Nephrologie und Hypertensiologie am Universitätsklinikum Erlangen im Verbund mit der 4. Medizinischen Klinik am Klinikum Nürnberg und die Kinder- und Jugendklinik, ein vorklinisches Institut (Institut für Zelluläre und Molekulare Physiologie) sowie vier klinisch-theoretische Institute (Lehrstuhl für Experimentelle Medizin II, Institut für Humangenetik, Pharmakologisches Institut und Pathologisch-Anatomisches Institut). Weiterhin sind der Lehrstuhl für Genetik der Naturwissenschaftlichen Fakultät II und die Nachwuchsgruppe 3 des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF) beteiligt.
ForschungsschwerpunkteForschungsprogramm des SFB 423 Die Niere besteht aus verschiedenen Arten von Zellen, die sehr unterschiedliche funktionelle Aufgaben haben und in sehr komplexer Weise miteinander interagieren. Die molekularen Grundlagen dieser vielfältigen Wechselwirkungen werden erst teilweise verstanden, sind aber wichtig um bessere Therapieoptionen zu entwickeln. Deshalb werden in sieben Teilprojekten des Projektbereiches A die ‚Pathophysiologie renaler Zellen und initiale Schädigungsmechanismen’ in vitro an Zellkulturen und in vivo an Tiermodellen mit Methoden der Grundlagenforschung, Physiologie, Zellbiologie und Molekularbiologie, untersucht. Im Projektbereich B ‚Progredienz- und Reparaturmechanismen’ arbeiten 5 Projekte an verschiedenen Tiermodellen von renalen Erkrankungen. Tiermodelle sind im Bereich der Nierenforschung von besonderer Bedeutung, da viele Erkrankungen der Niere chronisch verlaufen und deshalb am Menschen nur in einem sehr späten Stadium in Erscheinung treten und dementsprechend am Menschen nur sehr bedingt untersucht werden können.
Genetisch veränderte Tiere können dazu beitragen, die Krankheitsbilder besser zu verstehen und Therapiemaßnahmen gezielt zu testen. Deshalb wurde in einem Zentralprojekt, das in dem neuen Tierversuchszentrums an der Universität Erlangen-Nürnberg angesiedelt ist (Franz-Penzoldt-Zentrum), die Generierung von genetisch veränderten Tieren für alle Projekte etabliert. Weiterhin wurde eine Zentraleinheit zur Quantitativen Strukturanalyse eingerichtet. Mit modernsten Geräten wurden hier Techniken entwickelt, die die Analyse von speziellen Strukturen der Niere mit optischen und molekularbiologischen Methoden erlaubt. Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.sfb423.uk-erlangen.de
|